DORSTEN – „Ich hasse Laufen! Deshalb bin ich ja Torwart geworden.“ Wenn einer, der das sagt, den New York Marathon mitmacht, dann riecht das ein bisschen nach Hirngespinst. „Stimmt“, räumt Hendrik Gottschalk ein.

2012 war es. Gottschalks Mutter Gabi und ihr Freund Peter hatten im Big Apple starten wollen. Doch Hurrikan Sandy zwang die Organisatoren zur Absage. Die Enttäuschung war groß. Für Peter Trefon stand fest, dass er 2013 einen neuen Anlauf nehmen würde, und Hendrik Gottschalk meinte: „Wenn ich jemals in meinem Leben einen Marathon laufe, dann den in New York.“

Gesagt, getan. Im Januar meldeten sich die beiden an, Anfang August wollte Hendrik Gottschalk mit der heißen Vorbereitungsphase beginnen. Wollte. Denn eine Woche vorher brach sich der 24-jährige Torwart des SV Rot-Weiß Deuten bei der Dorstener Stadtmeisterschaft das Wadenbein.

Am seidenen Faden

Das Projekt New York Marathon hing plötzlich am seidenen Faden. Und es kam noch schlimmer. Als Gottschalk wieder ins Fußball-Training einstieg, wollte er zuviel und zog sich ein Ödem am Schienbein zu. Erneute Pause. Noch kürzere Vorbereitung.

„Am Ende waren es ganze zwei Wochen“, erzählt der Marathonmann, der bis zum Start in New York gar keiner war: „Mein längster Trainingslauf war 22 km lang…“

Deshalb erwartete er auch, dass er ab Kilometer 30 Krämpfe erleiden würde. Doch der erste kam schon bei Kilometer 20. „Ich musste ins Medical Center, bekam dort Salz und Massagen.“ Doch die Beschwerden blieben. „Ich habe das rechte Bein nur noch nachgezogen“, berichtet Hendrik Gottschalk weiter: „Ein bisschen sah es aus, als hätte ich eine Gehbehinderung.“

Aber aufgeben? Das kam nicht in Frage. Gottschalk biss sich durch. Der Blick für die Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke ging spätestens ab Meile 16 verloren, von der Verrazano-Bridge oder dem Central-Park blieben nicht die landschaftlichen oder architektonischen Reize hängen, sondern nur die Steigungen.

Regelmäßig lief Gottschalk die Verpflegungsposten an, ab Meile 18 wie in Trance. Beinahe mit verheerenden Folgen: „Ich konnte nicht mehr richtig sehen. An der Strecke standen Leute mit Stäben, an deren Ende ein heller Behälter steckte. Ich nahm einen und wollte trinken, als mich der Mann im letzten Moment davon abhielt: ,Stop! Vaseline!‘ “

Mit Pamela Anderson

Dass er zusammen mit Pamela Anderson gestartet war, wusste Gottschalk: „Es wurde ja nach Leistungsgruppen aufgeteilt. Diese Waves hatten jeweils 12 000 Läufer.“ Andersons Zeit wusste der Dorstener auch: „Sie war eine Stunde langsamer.“ Gesehen hat er sie allerdings nicht.

Auch mit Peter Trefon hatte er unterwegs nicht viel zu tun. Trefon kam nach 4:02 Stunden ins Ziel, Gottschalk folgte 43 Minuten später. Körperlich am Ende, aber glücklich. „Eine krasse Erfahrung“, sagt er. Und dankt vor allem einem: „Meinem Physiotherapeuten Martin!“

Ob er noch einen Marathon laufen möchte? „Vielleicht mit ordentlicher Vorbereitung.“ Aber eigentlich hasst er es ja, das Laufen.