DORSTEN – Das Abenteuer China ist für den Dorstener Fußballer Hendrik Gottschalk schon nach knapp sechs Monaten wieder vorbei. Anfang April sprach er noch von den nächsten Schritten und war positiv gestimmt, dass das Fußballschul-Projekt Fortschritte mache. Doch nun lebt er seit Juni wieder in Dorsten. Was ist passiert?

Das ging definitiv schneller als erwartet“, schmunzelt Gottschalk. „Viele Leute haben mich seit meiner Rückkehr gefragt, ob ich nun sehr enttäuscht sei und wie es weiter geht. Aber eins nach dem Anderen …“ Anfang April hielt der Dorstener Fußballtorwart für die Agentur „Spielkultur“ des früheren Bochumer Bundesliga-Keepers Thomas Ernst noch Sponsoren-Präsentationen ab. Zusammen mit seinem Kollegen und Freund Ricardo hatte er regelmäßig Trainingseinheiten und sie lernten nach und nach Chinesen kennen, mit denen er und seine Kollegen sich auch auf Englisch unterhalten konnten.

„Wir haben Frank und Henry, zwei Unternehmer aus der Provinz leider erst Anfang April kennen gelernt, super Jungs. Ihre englischen Namen stammen von ihren Idolen Frank Lampard und Thierry Henry“, erzählt Gottschalk. Die beiden Chinesen, Ende 20, besaßen großes Fachwissen über den Fußball. „Leider musste einer der Beiden schon Mitte April beruflich zurück nach Amerika. Ricardo und ich stehen aber noch regelmäßig mit den beiden in Kontakt“, berichtet Gottschalk.

Schlechte Nachricht

„Mitte April bekamen Ricardo und ich dann mit, dass es Probleme mit unserem Visum und unserer Arbeitserlaubnis gab. Wir haben aber bis zum Schluss noch daran geglaubt, dass es funktioniert und wir unseren Vertrag erfüllen.“

Danach sah es auch noch aus, als die beiden Fußball-Entwicklungshelfer Ende April zu einem Krankenhaus fuhren und innerhalb von zwei Stunden acht medizinische Tests durchliefen. Gottschalk lacht: „Das war wie in einem der Asterix-Filme, wir haben einen Laufzettel bekommen und mussten dann von Station zu Station. Blutabnahme, Röntgen und so weiter. Am Ende gab es dann einen Stempel und 24 Stunden später wussten wir zumindest, dass wir komplett gesund sind.“

Doch die weiteren Dokumente die relevant für die Arbeitserlaubnis, das „work permit“, waren, konnten nicht rechtzeitig eingereicht werden. „Das war ganz klar die Aufgabe der Chinesen und sie hatten mehr als fünf Monate Zeit dafür“, ärgert sich Gottschalk: „Leider haben sie wie sonst im Alltag gedacht, dass es wie immer auf den letzten Drücker zu schaffen sei. Doch das war nicht der Fall.“

Abschlussreise

„Ende April wussten wir dann, dass wir Anfang Mai nach den chinesischen Feiertagen das Reich der Mitte verlassen mussten“, erzählt Gottschalk. Doch wie beendet man nun solch ein Abenteuer? Genau: gebührend. Man lädt einen Freund aus Deutschland ein und reist vier Tage vor Abreise noch zum größten Nationalpark in Hunan.

Ricardo und ich fuhren mit meinem Freund Niklas und unserer chinesischen Freundin Ella mit dem Auto nach Zhangjiajie. Dort wurde der Kinofilm Avatar gedreht. Nach knapp vier Stunden Autofahrt sind wir angekommen. Es war ein wirklich toller Abschluss und ich bin froh, dass Niklas das hier noch miterleben konnte. Zum einen, wie ich hier das letzte halbe Jahr gelebt habe, und zum anderen, was China landschaftlich zu bieten hat. Wir haben in den vier Tagen landschaftlich so viel gesehen. Haben fast alles gesehen, was der Nationalpark zu bieten hat. Von der Glasbrücke bis hin zu den frei schwebenden Felsen – wirklich atemberaubend!“

Zeit für ein Resumée

Zurück in Deutschland war es dann natürlich Zeit für ein Gesamtfazit: „Ich hatte vorher keine Erwartungen und das war auch gut so. Ich habe viel gelernt in dem halben Jahr. Über mich, über das Land und die Leute in China und über Dinge, die ich in Deutschland nun mehr schätze. Ich hatte nichts mit dem Ausgang des Projektes zu tun. Dementsprechend bin ich auch nicht enttäuscht, dass es nun schon vorbei ist. Ich nehme es, wie es ist. Es war eine großartige Erfahrung die nicht vergessen werde.“

Mittlerweile ist Gottschalk nun schon wieder drei Monate hier. Zwischendurch war er zwei Wochen in Thailand, er hat eine Wohnung in Dorsten gefunden und hatte einen kurzen Auftritt beim Westfalenligisten SV Zweckel. Doch nun legt er seine Prioritäten anders und orientiert sich beruflich weiter.

Morgens arbeite ich als Vertretungslehrer im Fach Sport an einer Grundschule, nachmittags dann für meinen Freund Andre Albert in dessen Tennisschule. Da er aus gesundheitlichen Gründen noch länger ausfällt, bin ich natürlich für ihn da. Ein voller Tag. Aber vor allem in der Schule eine neue Herausforderung die viel Spaß mit sich bringt.“

„Es bleibt spannend“

Wie es beruflich in der Zukunft weiter geht kann der 27-Jährige noch nicht verraten, aber es bleibe definitiv spannend. Einige Freunde witzelten zuletzt: „In einem halben Jahr bist du dann bestimmt Pilot.“ Gottschalk selbst freut sich jetzt auf seine neuen Aufgaben: „In Zukunft möchte ich dann was Eigenes auf die Beine stellen. Ich habe viele Ideen, nun ist es an der Zeit, mal eine davon umzusetzen.“ In welche Richtung es dabei geht, möchte er noch nicht verraten.